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Die letzten Einsätze

Heimkehr mit schrecklichen Bildern im Kopf

Nach 18 Tagen sind die Feuerwehren aus dem Landkreis vom Hilfseinsatz nach der Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler zurück

Osterhofen. Mit apokalyptischen Bildern der Zerstörung im Kopf ist am Sonntagabend die Besatzung des Löschgruppenfahrzeugs der Feuerwehr Osterhofen mit den anderen Wehren aus dem Landkreis Deggendorf vom Hilfseinsatz nach der Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler in Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Am Montag war im Rettungszentrum erst einmal die Reinigung aller Gerätschaften angesagt.

Die Helfer aus dem Landkreis Deggendorf waren unter dem Kommando von Kreisbrandinspektor Erwin Wurzer im Kontingenteinsatz des Bezirks Niederbayern gemeinsam mit Feuerwehren aus den Landkreisen Kelheim, Rottal-Inn, Straubing/Bogen und Passau (inkl. Stadt) eingeteilt. Jeweils 74 Frauen und Männer aus dem Kontingent Niederbayern waren seit 29. Juli gleichzeitig im Einsatz. Alle drei bis fünf Tage wurde mit Mannschaftsfahrzeugen das Personal gewechselt. Insgesamt leisteten die 20 Kameraden der FF Osterhofen 3855 Einsatzstunden in den 18 Tagen bis 15. August. Unterstützt wurden sie von THW, Bundeswehr und Spezialeinheiten.

Nachdem durch die Unwetterkatastrophe die Infrastruktur im Krisengebiet zusammengebrochen war und gleichzeitig die Corona-Inzidenz wieder gestiegen ist, ist nicht nur die FF-Führung im Landkreis Deggendorf, sondern auch die Stadt Osterhofen mit Bürgermeisterin Liane Sedlmeier erleichtert, dass die Mannschaft gesund vom Einsatz nach Hause gekommen ist. Den Heimkehrern wurde in Deggendorf und anschließend im Rettungszentrum ein den Hygienevorschriften konformer Empfang bereitet. 

Am 29. Juli war die erste Abordnung der Feuerwehr Osterhofen ins Katastrophengebiet aufgebrochen. Hauptaufgabe der Wehrleute war es dort, die Gefahren durch Ölschäden und vor allem durch die aufgeschwemmten Öltanks in den Häusern zu beseitigen, dazu kamen ein Brand- und ein Gefahrguteinsatz. Der Abrollbehälter Ölwehr der FF Osterhofen wurde mit dem Wechselladerfahrzeug der Feuerwehr Plattling nach Ahrweiler gebracht, begleitet von einem Hilfeleistungslöschfahrzeug der Feuerwehr Osterhofen, einem Kleinalarmfahrzeug mit mobiler Tankstelle der Feuerwehr Pankofen und einem Rettungswagen der Malteser Deggendorf. Die FF Altenmarkt hatte zwei Quads im Gepäck: "Das war sinnvoll", meint Kommandant Christoph Thiele, "sonst hätten wir die Rollwagerl mit dem Material über Hunderte von Metern auf schlechtem Untergrund schieben müssen."

Während die Wehrleute damit beschäftigt waren, mit zwei leistungsstarken "Börger"-Pumpen Heizöl aus Tanks bzw. das Öl-Wasser-Gemisch aus überfluteten Kellerräumen in jeweils 1000 Liter fassende "IBC"-Container abzupumpen, erkundeten die eingesetzten Kreisbrandmeister die Straßenzüge. Von Haus zu Haus wurde nachgefragt, ob Bedarf besteht und die kostenlose Hilfeleistung überhaupt erwünscht ist

Entwurzelte Bäume, 63 weg geschwemmte oder beschädigte Brücken, unterspülte Zufahrtsstraßen und zusammengebrochene Häuser – mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h ist die Sturzflut über die Gemeinden hereingebrochen. Etwa 50 Kilometer lang und drei bis vier Kilometer breit ist die Schneise der Zerstörung, die der Osterhofener Kommandant Manfred Ziegler ausgemacht hat. Er war selbst für mehrere Tage im Krisengebiet. Eine Infrastruktur ist, wie er berichtet, hier eigentlich nicht mehr vorhanden. Die Wehren in der Region seien meist selbst betroffen.

Das Ausmaß der Schäden kann noch nicht abgeschätzt werden. Christoph Thiele hat in persönlichen Gesprächen erfahren, dass kaum jemand in der betroffenen Region gegen Hochwasser versichert ist und die Unsicherheit nun groß ist bezüglich einer möglichen Entschädigung. Auch Manfred Ziegler haben die einzelnen Schicksale stark bewegt: Menschen sind vor den Augen ihrer Angehörigen ertrunken, über Jahrzehnte aufgebaute Existenzen ganzer Familien wurden mit einem Schlag zerstört, Senioren müssen ihre Heimat verlassen, weil die Rente für einen Wiederaufbau nicht reicht, immer noch werden etliche Menschen vermisst. "Das ist auch für die Helfer eine große Belastung", weiß der Kommandant und erzählt von Schlamm gefüllten Kellern, bei denen niemand wisse, ob die Leiche eines Ertrunkenen drin oder gefährliche Munition versteckt ist. "Nichts anfassen, was nicht zur Feuerwehr gehört!", lautete deshalb der Appell an die Helfer.

Wie Ziegler ist Thiele von der Kameradschaft und tollen Zusammenarbeit der einzelnen Wehren beeindruckt. Auch die gute Koordination vor Ort bleibt ihnen in Erinnerung: Für die Fahrzeuge der Freiwilligen waren Parkplätze ausgewiesen, es gab Shuttle-Busse für den Transport zum Einsatz, untergebracht waren die Helfer in Zelten mit Feldbetten, an den Verpflegungsstationen gab es Speisen und Getränke.

Vier Wochen nach der Katastrophe haben viele Anwesen immer noch keinen Strom, keine Heizung und kein Trinkwasser, wie Christoph Thiele berichtet. Umso mehr beeindruckt ihn die Tatkraft der Menschen, die nun wieder aufbauen müssen und das auch wollen. "Der Zusammenhalt in der Bevölkerung ist extrem stark", hat auch Manfred Ziegler bemerkt. Er hat in Ahrweiler neue Freundschaften geschlossen und schwärmt von der Dankbarkeit der Betroffenen. "Im Notfall ist die Solidarität in Deutschland groß", stellt er fest. "Es wäre schön, wenn das im Alltag genauso funktionieren würde!" Auch Christoph Thiele erzählt vom tollen Teamwork und versichert: "Wir würden im Notfall wieder mithelfen!"

Der Empfang in Osterhofen wurde spontan, aber herzlich für eintreffenden Kameraden vorbereitet. Das HLF10 wurde in Deggendorf begrüßt und dann mit dem TLF nach Osterhofen eskortiert. Im Rettungszentrum wartete bereits die Mannschaft der Wehr. Auch Bürgermeisterin Liane Sedlmeier schaute trotz strömendem Regen vorbei. "Ich bin stolz auf euch", erklärte sie in ihrer Ansprache. Mit dem Einsatz habe die Stadt Osterhofen einen kleinen Teil zurückgeben können, was sie selbst beim Hochwasser 2013 an Hilfe erfahren habe. Sie dankte den Kameraden für die freie Zeit, die sie geopfert haben, und sprach auch deren Arbeitgebern Dank aus, dass sie ihre Mitarbeiter dafür freigestellt hatten. Sie versprach, das von Seiten der Stadt noch eine Feier zum Dank folgen wird.

Die Eindrücke, die die Wehrleute bei diesem Einsatz verarbeiten müssen, seien, so Liane Sedlmeier, eine psychische Belastung. "Reden wir miteinander und helfen wir zusammen", betonte die Bürgermeisterin. Es sei ihr wichtig, dass von den Kameraden niemand allein gelassen wird.

Auch Kommandant Manfred Ziegler sprach den Kameraden aus dem gesamten Landkreis seinen Dank aus, ebenso dankte er Stadt Osterhofen. Sie habe es ermöglicht es, dass die Osterhofener Wehr mit ihrer Ausrüstung auf technisch höchstem Niveau hervorragend aufgestellt und dadurch diese Hilfe erst möglich gewesen sei. Derzeit sind Feuerwehren aus anderen Landkreisen im Krisengebiet beschäftigt. Ob aus Deggendorf nochmals Hilfe angefordert wird, ist noch nicht absehbar, kann aber passieren.

Bericht PNP